Schon seit 2016 betreut unser Verein ein augenärztliches Hilfsprojekt im Regional Hospital in Mbeya, einer Metropole im Süden Tansanias. Hier ist ein Augenarzt für ca. 3 Millionen Menschen zuständig, die Versorgungslage ist in den letzten Jahren aufgrund von Kürzungen im Gesundheitssektor und des Bevölkerungswachstums immer kritischer geworden.
Erstmals nun kooperierte der Verein in einem Augencamp mit dem auf plastisch-chirurgischem Gebiet seit Jahren im Süden Tansanias erfolgreich tätigen Verein „Interplast“. Mit dem neugegründeten Interplast-Augen- Team war ich in der letzten Aprilwoche im Süden Tansanias tätig. In dem Augen-Camp in Sumbawanga wurden in 2 Wochen ca. 780 bedürftige, nicht krankenversicherte Patienten kostenlos untersucht und 180 zumeist am Grauen Star operiert. In der an der Grenze zu Sambia gelegenen 100.000 Einwohner zählenden Stadt Sumbawanga ist die Lage noch viel prekärer und die medizinische Versorgungslage noch weitaus schlechter als in Mbeya. Bei der Jahrestagung des Deutschen Komitees zur Verhütung von Blindheit war ich auf das neugegründete Augenteam rund um Dr. Karsten Paust, Augenarzt in Bonn, aufmerksam geworden. Schon im Vorfeld des Einsatzes im Oktober 2017 konnte unser Verein „Kids ́ and Poors ́ Eyes Intl.“ das Interplast- Augenteam bei der Anschaffung der nötigen medizinischen Geräte finanziell aus Vereinsmitteln mit einem Betrag von ca. 10.000 Euro unterstützen. Ebenso wurde das aktuelle Camp in Sumbawanga mit 5.000 Euro aus Vereinsmitteln bezuschusst.
Besonders nachhaltig ist die Hilfe, da regelmäßig zweimal jährlich Teams von Interplast vor Ort sind. Diese widmen sich einerseits der operativen Behandlung von Frakturen, Fehlstellung von Gelenken, Verbrennungsverletzungen etc. bei der sehr armen Bevölkerung, die sonst niemand versorgen würde. Andererseits versorgen sie auch Sehbehinderte, die meist am alltäglichen Leben nicht mehr teilnehmen können, da sie nur noch Hell und Dunkel sehen können.
Bei diesem Einsatz bestand unser Team aus vier Augenärzten unter Leitung von Dr. Karsten Paust, ferner einer OP-Schwester, einer MFA, einer Kinderanästhesistin sowie einem Medizintechniker und einem Medizinstudenten im Praktischen Jahr.
Unterstützt wurden wir von zwei einheimischen Augenärzten, die mit der Lage vor Ort bestens vertraut waren. Auch das den Operationen vorgeschaltete Screening führte unser Team selbst durch. Dazu bedurfte es einer ausgeklügelten Logistik, die nach kurzer Zeit ein zügiges und effektives Arbeiten ermöglichte. Die Zusammenarbeit unserer neu zusammengewürfelten „Mannschaft“ war perfekt, obwohl es einige Schwierigkeiten zu überwinden galt: So fiel am 2. Tag der Sterilisator aus, so dass die Operationen fast stoppen mussten. Doch unser Medizintechniker reparierte nicht nur den Steri, sondern gleichzeitig auch Infusionspumpen, OP-Mikroskope, Spaltlampen und EKG-Monitore. Diesmal kamen auch viele Kinder mit angeborenem Grauen Star, die dank der mitgereisten Kinderanästhesistin vor Ort in Narkose operiert werden konnten.
Der Erfolg und die Hilfe, die wir den Menschen vor Ort geben konnten, ließ die „Mitstreiter“ auch manche Entbehrungen in der dürftigen Unterkunft und seitens des Essens im Nachhinein vergessen, und so wollen alle Teilnehmer weiterhin in Afrika tätig bleiben.
Während des Tansaniaaufenthaltes arbeitete ich in der zweiten Woche auch erneut in Mbeya im Regional Hospital mit dem bisher von uns unterstützten und befreundeten Augenarzt Dr. Fariji Killewa zusammen und überzeugte mich, dass sämtliche Geräte (Autoreftraktor, Sterilisator, Ultraschallbiometrie, mobiles OP- Mikroskop), die ihm unser Verein „Kids ́and Poors ́Eyes Intl.“ aus Spendenmitteln zur Verfügung gestellt hat, bestens genutzt werden. In diesem Jahr konnte der Verein zur Verwendung besonders bei sog. Outreaches (das
Pfingsten 2018
sind Einsätze in ländlichen Gebieten, die vor allem der ärmlichen, nicht versicherten Bevölkerung zu Gute kommen) eine Handspaltlampe zur Verfügung stellen, die sowohl im Camp als auch in der Klinik schon gute Dienste leistete und zeitoptimiertes, mobiles Arbeiten ermöglicht.
Ergänzt wurde mein Einsatz vom Team um Optiker Hans-Peter Platten, der gemeinsam mit Marion Muszarsky und Heike Seiberling vom Augenzentrum Mittelmosel-Hunsrück wieder in gewohnter und bewährter Weise an 6 Schulen Kinder refraktionierte und Brillen anpasste.
Wir alle überzeugten uns auch von den Fortschritten der Behindertenschule in Katumba, einer entlegenen Bergregion im Umland von Mbeya, die unser Verein – vor allem unter Initiative von Herrn Platten - bereits seit fast 2 Jahren unterstützt.
Es war beeindruckend zu sehen, wie sich die Situation der Kinder durch Erneuerung der sanitären Anlagen, der Schlafräume, Klassenräume, Ess- und Küchenräume und befestigten Wegeanlagen verbessert hat. Eine Hilfe, die mittlerweile knapp 50.000 Euro umfasst, ankommt und messbar spürbar ist, so waren sich die Vereinsmitglieder einig. In unseren Überlegungen und Planungen ist künftig auch eine Förderung der Kinder über das 14. Lebensjahr hinaus, zum Beispiel durch die Schaffung einer Behindertenwerkstatt, enthalten.
Fest steht, dass die Projekte in Tansania im kommenden Jahr weitergeführt werden sollen, sowohl auf augenärztlichem Gebiet in Kooperation mit Interplast und dem befreundeten Kollegen Dr. Killewa als auch mit der Schule. Sehr erfreut zeigte sich auch die Physiotherapeutin Elizabeth Makalla, unsere erste Kontaktperson vor Ort, dass ihre kleinen Patienten von Katumba, mit Fehlstellungen der Gelenke, Verbrennungswunden und fehlenden Gliedmaßen erstmals vom Interplastteam in Sumbawanga mitversorgt wurden. Dass dieses Herzensanliegen in die Tat umgesetzt wurde, dafür bedankte sie sich besonders herzlich sowohl beim Kids and Poors‘ Eyes-Team als auch beim Teamleiter des Vereins Interplast Markus Strotkoetter aus Dresden, der sehr viel Herzblut in seine segensreiche Arbeit steckt und sich als perfekter Organisator zeigte. Unser Verein finanziert zudem auch die kontinuierliche physiotherapeutische Nachbetreuung der operierten Kinder durch Frau Makalla.
Nächste Aktion unseres Vereins wird die erneute Teilnahme des Bernkasteler Augenteams unter Leitung von Dr. Thomas Schwarz an einem OP-Camp in Namibia im August 2018 sein. In den letzten Wochen konnte der Verein in Kooperation mit der Mali-Hilfe Longkamp e. V. aus Spendenmitteln zudem ein Eye Camp in Mali materiell unterstützen.
Allen, die durch ihre Spende diese vielfältigen Vereinsaktivitäten unterstützen, danke ich im Namen des Vereins herzlich für ihre Hilfe.
Dr. Andreas Künster
1. Vorsitzender „Kids‘ and Poors‘ Eyes International e.V.“, Traben-Trarbach