Mit 5 Personen, Augenarzt Dr. Andreas Künster, Optikermeister Hans-Peter Platten, Orthoptistin Evelyn Backes und den Medizinischen Fachangestellten Marion Muszarsky und Heike Seiberling startete unser Team von „Kids´and Poors´Eyes International e.V.“ von Frankfurt aus am Abend des 28.2.2017. Der Nachtflug führte mit der Ethiopian Airlines über Addis Abeba nach Daressalaam, wo wir am Nachmittag des nächsten Tages ankamen. Der Anschlussflug nach Mbeya startete erst am Morgen darauf in aller Frühe, sodass wir Mbeya wohlbehalten mit ca. 180 kg Übergepäck am 2.3.2017 um 8.30 Uhr erreichten. Unsere Freunde, Augenarzt Dr. Fariji Killewa vom Regional Hospital in Mbeya sowie Elizabeth Makalla, Physiotherapeutin am gleichen Krankenhaus, erwarteten uns bereits am Flughafen und brachten uns zu unserer Unterkunft. Nach kurzer Erholung und einer Dusche starteten wir dann am Nachmittag durch mit dem Aufbau der Untersuchungsgeräte. Im Gepäck hatten wir – als Spende zum Verbleib – einen Autorefraktor, um die Brechkraft von Gesamtauge und Hornhaut zu vermessen, einen Sehzeichenprojektor, ferner ein Ultraschallgerät zur Vermessung der Augapfellänge, um die erforderliche Stärke der zu implantierenden Intraokularlinse vor der Operation des Grauen Stars zu bestimmen – bisher wurden nur Linsen mit Standardwerten zwischen 20 – 22 dpt implantiert. Ferner ein Sterilisationsgerät für den OP sowie ein transportables OP-Mikroskop, das sowohl im Augen-OP der Klinik als auch in Augencamps in entlegenen Teilen des Landes, sog. Outreaches, zu verwenden ist.
In der gemeinsamen Woche im Krankenhaus wurden uns wieder Kinder umliegender Schulen nach einem Vorscreening zur Visuskontrolle vorgestellt, viele Fehlsichtige konnten wieder mit einer Brille versorgt werden. Insgesamt wurden mehr als 100 Kinderbrillen angepasst, die in Deutschland mit Gläsern bestückt und von Optikermeister Platten in einigen Wochen vor Ort wieder abgegeben werden. Hervorzuheben ist, dass wir erfolgreich Hilfe zur Selbsthilfe geben konnten, denn ein wesentlicher Aspekt war die Einweisung der Optiker vor Ort in die neuen Geräte, um so eine Verbesserung ihrer Arbeitsweise zu erzielen. Das wurde sehr dankbar angenommen.
Künftig sollen die Optiker vor Ort auch die Brillen selbst fertigen können. Dazu hat der Verein Geräte für eine Optikerwerkstatt erworben, die vor Ort installiert werden sollen. Da es sich jedoch zum Teil um sehr große und schwere Geräte handelt, sind noch Transportfragen zu klären. Der operative Teil des Einsatzes umfasste Operationen am Grauen Star, die Dr. Killewa und Dr. Künster gemeinsam an 30 bedürftigen Patienten durchführten. Sämtliche Verbrauchsmaterialien hierfür wurden von uns mitgebracht, sodass eine kostenlose Operation der bedürftigen Patienten, die sich sonst eine Operation des Grauen Stars nicht leisten könnten, da nicht versichert und mittellos, möglich wurde. Wir lernten unseren afrikanischen Kollegen als sehr gewissenhaften, exakten und routinierten Operateur mit viel know-how kennen, dem es jedoch an Mitteln zur Umsetzung fehlt. Gut ausgebildete Ärzte werden in periphere Krankenhäuser geschickt ohne dort für entsprechende Ausstattung und Materialsupply zu sorgen.
Beeindruckend war ein Ausflug in die entlegenen Bergregionen im Umland von Mbeya, ein Gebiet, das von Kleinbauern geprägt und sehr ärmlich ist aus dieser Region stammt Dr. Killewa, und er zeigte mit Stolz seine Heimat, um die er sehr bemüht ist. In einem Ambulatorium schauten wir uns bereits die örtlichen Gegebenheiten an, um im kommenden Jahr dort ein gemeinsames Outreach mit OPCamp zu veranstalten, um die Bedürftigen und an Grauem Star erblindeten Bewohner vor Ort zu versorgen. „Nicht nur fachlich, auch menschlich war es eine äußerst bereichernde Mission“, so Dr. Künster, der auch den Bischof der Evangelisch Lutherischen Kirche der Region traf, der die Hoffnung auf weitere Zusammenarbeit unterstrich. „Denn es sind gerade die kleineren Projekte, die die Völker zusammenwachsen und Freundschaften entstehen lassen.“ Ein Teil des Teams besuchte auch erneut die Sonderschule für Behinderte in Katumba, der sich insbesondere Optiker Platten angenommen hat; Pläne zur Verbesserung der Lebensverhältnisse der Kinder möchte er vor Ort umsetzen. Es fand ein Gespräch mit dem Direktor der Schule statt, um eine Prioritätenliste des Notwendigen zu erstellen und die einzuhaltenden verwaltungstechnischen Wege zu klären. Schon ab sofort wird - aus Vereinsspenden finanziert - einmal wöchentlich eine physiotherapeutische Betreuung der Kinder in Katumba stattfinden. Weitere Fragen werden beim nächsten Besuch im Frühjahr - ab dem 21. April - geklärt werden. Fest vorgesehen ist außerdem im nächsten Jahr ein gemeinsames OP-Camp, hierzu erging bereits eine herzliche Einladung.
Dr. Andreas Künster, 1. Vorsitzender des Vereins „Kids´and Poors´Eyes International e.V.“