Hier waren bis 1990, während der Zeit des südafrikanischen Protektorates, die Homelands der Schwarzafrikaner, die bis zur Erlangung der Unabhängigkeit Namibias den Süden des Landes nicht aufsuchen durften. Heute ist die Grenze, die das Land durchzieht und früher Schwarz und Weiß trennte, nur noch eine sogenannte Veterinärgrenze. Nördlich der Grenze ist das Land noch ärmlich und deutlich weniger entwickelt als im fortschrittlichen Süden. Der ehrenamtliche Einsatz erfolgte in diesem Jahr im ältesten Krankenhaus der Region, dem 102 Jahre alten Lutherischen Hospital von Onantjokwe. Die Krankenhausbetten waren ausgeräumt und auf den Innenhof ausgelagert, um die vielen Patienten in den Zimmern und auf den Fluren auf Matratzenlagern beherbergen zu können. Ein Militärflugzeug brachte die OP-Teams von der Hauptstadt Windhoek in die 900 km entfernte Landesregion. Bei der Ankunft wurden sie schon von Horden von Menschen, die von Fachpersonal vor Ort für die Operation des Grauen Stares ausgewählt worden waren, sehnsüchtig erwartet.
Die Linsentrübungen der Patienten waren meist so stark, dass die Patienten nur noch hell und dunkel sehen konnten, eine Orientierung ihnen zumeist nicht mehr alleine möglich war, noch viel weniger eine aktive Teilnahme am täglichen Leben. „Der Graue Star tritt in der Regel hier 30 Jahre früher als in unseren Breiten ein“, erklärt Augenarzt Dr. Andreas Künster, „und dies vor allem aufgrund der hohen Sonnenexposition der Afrikaner, denen die Benutzung von Sonnenbrillen in der Regel fremd ist“. „Einige Patienten hatten schon Augenperforationen erlitten, nicht selten fanden sich intraokulare Fremdkörper wie Dornen, die in der Linse steckten, alte Holzstückchen oder Metallteilchen“, wissen die OP-Schwestern Heike Seiberling und Evelyn Backes zu berichten. Dank der mobilen modernen, aus Spendenmitteln finanzierten Phakomaschine, einer Ultraschallapparatur, die es ermöglicht, die Linse im Auge mit Ultraschall zu verflüssigen, um das Auge nur mit einem kleinen Schnitt von 3 mm – im Gegensatz zu den sonst üblichen 6 mm - eröffnen zu können, war es möglich, viele Patienten mit dieser schonenden OP-Technik zu versorgen. Zudem waren auch glaskörperchirurgische Eingriffe mit diesem Gerät durchführbar. Insgesamt konnte das gesamte Team des OP-Camps, bestehend aus 6 Operateuren, unter ihnen auch ein Arzt aus den USA und eine Ärztin aus Russland, 300 Patienten operativ innerhalb des 5 Tage dauernden Camps versorgen, in dem von morgens 9 Uhr bis abends 21 Uhr Augenoperationen durchgeführt wurden, während den anderen Fachdisziplinen des Krankenhauses die OP-Räume lediglich für unaufschiebbare Notfälle zur Verfügung standen.